designpaedagogik

Ausbildung und Fortbildung zur Kunstpädagogik und Werkpädagogik in den Kursen von Roland Oesker

Design-Pädagogik, Kunst/Werken in der kulturellen Bildung und die System-Bildung.

System-Bildung ist ein Begriff, der schon 1987 in der Diskussion um Lehr-Lernforschung und in der Förderung von Kindern und Jugendlichen in der kulturellen Bildung aufkam. Im Mittelpunkt der Überlegungen rückte damals auch der Begriff der „Interdisziplinarität“. Zeitgleich wuchsen Fragen und Gedankenspiele in eine Fachdiskussion hinein, die sich damit beschäftigten , wie sich das Lernen mit gestalterischen Mitteln von anderen Formen unterscheidet und wie eine gezielte Förderung aussehen kann, wenn das ganze Entwicklungspotenzial des lernenden Menschen durch gestaltende Tätigkeit beeinflusst wird. Lehr- und Lernforschung, psychologische, physiologische, biochemische und medizinische Hirnforschung zum lernenden Menschen hatte rege Konjunktur. Neue bildgebende Verfahren und ihre neuen Entwicklungen für die Forschung stellten seit dieser Zeit einen besonderen Hintergrund bereit. Es entstand ein merkwürdiger Wettlauf, um bereits bekannte theoretische Modelle der Thematik durch daten- und bildgestützte Ergebnisse zu widerlegen oder zu bestätigen. Die wachsende Bedeutung computergestützter Verfahren waren dabei ein Antrieb.

Dazu führte eine Entwicklung, die rasant ihren Anfang nahm und in den Auswirkungen bis heute sichtbar ist. Es war einerseits die steigende Nachfrage nach den „Außerschulischen Bildungsangeboten“ , die feste Etablierung der Arbeit mit Film/Video/Fotografie und selbständiger Audioproduktion in diesen Bildungsangeboten und das Wachsen der Angebote auch gestalterisch mit Computern zu arbeiten. Hinzu kam die besondere Entwicklung der Jugendkunstschul-Bewegung.

Interdisziplinarität und kulturelle Bildung ein neues Berufsfeld ?

Hier tat sich ein Gebiet auf, dass im Grunde als neues Berufsfeld für die außerschulische Pädagogik angesehen wurde. Hier verbanden sich in der Folge die genannten technischen Bildmedien und die selbständige Audioarbeit (Hörspiel, Reportage, Ton-Dia-Präsentation, Filmvertonung) mit den klassischen Formen Theater und Musik. In den 80igern führte die Attraktivität dieser pädagogischen Arbeitsweise zur Bezeichnung „Medienpädagogik“.

Hinzu kam, dass die Kunst-Performance, in den 70igern aus Happening und DADA-Renaisance geboren und durch Documenta-Kassel auch in Deutschland etabliert, zu einem festen Bestandteil außerschulischer Kunstpädagogik wurde. Das traf zudem auf eine relativ bedeutsame Struktur der Rhythmischen Erziehung und Tanzpädagogik in dieser Zeit. Nun gab es dazu passend noch eine weiter Begriffs-Setzung, die in das außerschulische expandierende Berufsfeld im wahrsten Sinn des Wortes „hineinspielt“. Schon in den 70igern wurde dem Begriff Spiel ein neues Interesse entgegen gebracht. Schon die einfache Frage, was denn grundsätzlich ein Spiel sei brachte einen besonderen Diskurs zwischen verschiedenen Fachgebieten hervor. Kurz gesagt, die Spielpädagogik etablierte sich mit einem besonderen Hintergrund, auf den ich noch eingehen werde. Für den augenblicklichen Stand der Überlegungen ist wohl wichtig zu überlegen, dass in der Kunst des ausgehenden 19. und beginnenden 20.Jahrh. Zufallsprozesse, Gestaltung mit spielerischen Prozessen eine wichtige Rolle spielten. (Ich suche nicht ich finde!) Von DADA bis Performance ist diese Entwicklung ein Teil der Veränderung der Haltung zum künstlerischen Genie-Begriff. In diesem Kontext befindet sich auch der Gebrauch des Wortes Kreativität und für verschiedene Beteiligte erschien dieser auch sehr attraktiv zu sein.

Ist der Begriff der Kreativität so belastet, dass er für die Intentionen der Designpädagogik nicht mehr verwendet werden kann?

Die unvermeidliche und bitter notwendige Diskussion nach 1945 über die Frage „Was ist Kultur jetzt, nach dem was vor 1945 geschehen ist?“ stellte Weichen und war nicht unbeteiligt an der Frage: Was ist jetzt die Rolle des gestaltenden Menschen in der Welt (WeltgestalterIn) ? Für viele Menschen gab es eine klare Entscheidung:

Kreativität ist ein belasteter Problembegriff. Auch schon in den 1980iger Jahren. In der zugespitzten Diskussion entsprechend der Kulturkritik nach dem Holocaust Ist -die Konstruktion der Vernichtung menschlichen Lebens, die Konstruktion der KZ-Lagerstruktur, die der Gaskammern und Verbrennungsöfen im KZ, eine „kreative menschliche Leistung, mit Erfindergeist und Gestaltungskraft – aber eine Kreativität, die sich bewussst gegen Menschlichkeit und Menschenwürde gerichtet hat“. Das kann durchaus auch über die Erfindung der Atombombe gesagt werden.
Für eine Erziehung zur Fähigkeit das Leben der Menschen mit gestalteten Dingen zu bereichern, die für das Leben eine kulturelle Bedeutung haben können, ist der Begriff vermutlich untauglich geworden.

Gibt es ein demokratiefeindliches Design mit dem Ziel, Ideale der Menschlichkeit und Menschenwürde bewusst zu verletzen?

Wenn Designpädagogik auch die aktuellen Designprozesse in unserer Gesellschaft berücksichtigt und in die pädagogischen Intentionen einbaut, dürfen hier ethische, moralische und demokratische Ausrichtungen nicht vergessen werden. So gibt es Marken-Label und erfolgreiche Designprodukte, die ausdrücklich auf eine demokratiefeindliche Haltung gerichtet ist. Da werden Grundregeln der Menschenwürde mißachtet und die freiheitlichen Grundrechte angegriffen. Designprodukte können erfolgreich Botschaften ausdrücken, die rassistisch, antisemitisch und sexistisch sind.

Der unreflektierte Begriff „Kreativität“, der mit dem Anspruch der „Neutralität“ verwendet wird, ist nicht geeignet, notendige Grenzen zu ziehen.

Der konservative Begriff der Kreativität hat keinen Platz für die Gestaltung in der Gruppe.

Die gestalterische Genialität des Einzelnen wird mit „kreativ“ angesprochen.

Die immer auflebende Diskussion gehört zu den Versuchen der Wiederbelebung oder sind lebensverlängernde Maßnahmen für einen Gebrauch des Wortes, der schon lange sehr rückwärts gerichtet ist.
Durch die Entwicklungen der Zeit ist das Verschwinden schon überfällig.

Im 20. Jahrhundert etabliert sich „Kreativität“ als ein provisorischer Ersatz-Begriff heraus, für die syntetische Auratisierung des künstlerischen Genies, eine ideologische Attitude, die nicht in den gesellschaftlichen Prozessen untergehen soll. „Wer ist hier der kreative Kopf?“ wird gleich gefragt, wenn eigentlich der Verdacht entstehen sollte, es handele sich um ein Ergebnis gleichberechtigter Mitarbeiter in einem Team. Es klemmt ganz besonders dann, wenn neue Formen aus sozialem Verhalten in großen gesellschaftlichen Kommunikationsprozessen entstehen. Das ist besonders beim Thema Design zu beobachten.

Begleitend bildet sich ein kultureller und intellektueller Diskurs über die Wahrnehmung – das Schöne- die Ästhetik heraus. Progressive künstlerische Entwicklungen, Stilbildungen, Trends und auch
Design -Entwicklungen werden als Ergebnisse von Wechselwirkungen in gesellschaftlichen Gruppen erkannt, diskutiert und kommerziell genutzt. In Deutschland wird dieser Vorgang
durch die Nazi-Diktatur zeitweise unterbrochen, weltweit durch den Krieg eher beschleunigt. Mit besonderen Folgen für die kunstpädagogischen Theorien und Ansätze im Nachkriegsdeutschland.
In diesem zeitlichen Zusammenhang fällt die völlige Tilgung und Auslöschung des „Musischen“, der sozusagen als Begriff zu einem unnützen Wurmfortsatz aus dem Umfeld des
künstlerischen Genies aus dem 19. Jh. mutierte und somit für eine pädagogische Kombination in „musische Bildung“ nicht mehr brauchbar war.

Für Designprozesse in unserer Gesellschaft ist es vor diesem Hintergrund
Eine Möglichkeit ihn zu ersetzen kann sich durch den Fachbegriff der Tätigkeit ergeben. besonders in Verbindung mit dem Begriff der Persönlichkeit. Begründet durch die Notwendigkeit
des persönlichen Wissens und der „selbsttätigen“ Erfahrung, beides ist Antrieb und Bedingung für die „Gestaltung des Neuen“ (Durch Selbsttätigkeit verändert sich die Persönlichkeit,
nicht der eigene Antrieb und die eigene Zielsetzung stehen dabei im Fokus sondern „Erzeugung des Neuen“ in der eigenen Persönlichkeit und im eigenen Wissen.)

In der Interd.Sys.-Bildung geht es um die Erzeugung von Neuem in der Selbsttätigkeit und zwar
einerseits um die Erzeugung von Subjektiv-Neuem, der immer einmaligen Persönlichkeit, und
andererseits um die Erzeugung von Gesellschaftlich-Neuem, das aus einem produktivem Wechselspiel
zwischen dem in den Bildungsprozessen erzeugten Subjektiv-Neuen und dem in Wissenschaft, Kunst
und Technologie erzeugten Objektiv-Neuen hervorgeht. (Vergl. Wilhelm Walgenbach : „Interdisziplinäre System-Bildung“, Frankfurt am Main, 2000.)
Im Idealfall ist Design-Pädagogik in meinem Verständnis das Motivieren und Hinführen zu einer
systembildenden Selbsttätigkeit des forschenden Lernens.
Wichtige Kennzeichen einer Lernförderung und einer Lehrauffassung in der Interd.-Sys.-Bildung sind:
Forschendes Lernen, Selbsttätigkeit.

Dafür ist es notwendig eine stringente Organisation von interdisziplinären Lernfeldern bereitzustellen, die es ermöglichen, in gemeinsamer und partnerschaftlicher Weise Ziele und Aufgaben zu entwickeln. Problemlösungsprozesse werden in diesen Lernfeldern in einer spezifischen Weise erzeugt, gefördert und angeleitet. Hier wird eine Ideenvielfalt ausdrücklich erwartet und angestrebt. Das erzwingt eine Vorbereitung der pädagogischen Arbeit mit einer ungewöhnlichen Ausrichtung und Haltung im partnerschaftlichen Umgang. Dafür benötigen Pädagoginnen und Pädagogen ein Training und eine regelmässige Aktualisierung ihrer methodischen Möglichkeiten.

Designpädagogik muss sich immer wieder an der Realität aktueller Gestaltungsmöglichkeiten in der Gesellschaft orientieren und neu ausrichten. Auch Gestaltungs- und Werkerfahrungen, die für Lernprozesse in der Designpädagogik wichtig sind, unterliegen einer zeitgemäßen, aktuellen Orientierung.

Welche Materialerlebnisse und Werkzeugerfahrungen benötigt Designpädagogik? Wenn Design in der Berufswelt
eine Sache des Entwerfens und der Planung mit Computer-gestützter Simulation und Konstruktion ist,
so wirkt das auf die pädagogische Arbeit.